🍿 am Freitag: Übernahmen
Plus: Wirtschaftsgeschichte J.P.Morgan, Interview mit Shopify CEO
Hallo zusammen,
willkommen zu Ausgabe #3, heute mit dem Schwerpunkt Übernahmen.
Die nächste Analyse ist schon in Arbeit und wird sich in 2. Wochen entweder mit eBay oder Marktplätzen beschäftigen. Präferenzen gerne in die Kommentare posten.
Zum Inhalt:
🤲 Lululemon übernimmt Mirror
Lululemon is acquiring the in-home fitness company Mirror for $500 million, the retailer announced Monday, marking its first acquisition with a bet that more people are going to be pivoting to exercise at their homes. […]
The business offers live classes weekly through its wall-mounted mirror device in addition to on-demand workouts and one-on-one personal training sessions. Its mirror retails for $1,495, and subscribers pay $39 per month to stream the classes.
Kurze Einschätzung zur Übernahme:
Nach Peloton gilt Mirror als das nächste “heiße Ding” für die Sportbegeisterte. Mehr als 10.000 Kunden hat der interaktive Spiegel gewinnen können. Gestartet ist Mirror mit Fitnesskursen, sie haben das Programm aber um Meditationskurse (in Zusammenarbeit mit Lululemon) und Personal Training erweitert. Das Unternehmen soll dieses Jahr über 100 Mio. USD Umsatz erzielen und ab 2021 profitabel arbeiten.
Mirror wollte zum nächsten “iPhone” werden, eine Plattform auf der neben Sport auch andere Aktivitäten durchgeführt werden können. Telemedizin kommt mir in den Sinn. Eine weitere Entwicklung in dieser Richtung Plattform kann ich mir unter dem neuen Eigentümer nicht vorstellen. Kein Problem, der Sport- und Gesundheitsmarkt ist groß genug.
Die Akquisition passt zur 2019 formulierten Strategie von Lululemon mehr als eine Sportmarke zu sein. Sie möchten ein “Ökosystem” schaffen, dass Sportangebote, entsprechende Ausrüstung und digitale Inhalte verbindet. Mirror hilft bei den letzten beiden Punkten.
Trotzdem: ich hätte als erste Investition von Lululemon ein Unternehmen (a) mit einem höheren Content-Fokus und (b) mit einer breiteren Zielgruppe erwartet. Mirror setzt durch den hohen Preispunkt eine hohe Einstiegshürde und ist kein Service für die breite Masse - anders als Lululemon. Hypothese: Overlap zwischen Besitzern von Lululemon Produkten und Mirror Nutzern ist sehr hoch.
Mehr Informationen: CNBC, Morning Brew, NYT
🤲 Kaufland übernimmt Real
Die Schwarz-Gruppe kauft den Onlineshop Real.de. Das gab der größte Handelskonzern Europas, zu dem der Lebensmittel-Discounter Lidl und Kaufland gehören, am 22. Juni 2020 bekannt. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Real.de gehört zu den größten Online-Marktplätzen in Deutschland.
"Perspektivisch ist die Weiterführung des Online-Marktplatzes unter dem Namen Kaufland als Teil des Digitalgeschäfts der Schwarz-Gruppe geplant", erklärte der Konzern.
Erst einmal herzlichen Glückwunsch an Gerald und Team. Sie haben in den letzten Jahren einen super Job gemacht und real.de ausgebaut. Zudem habe ich aus SEO-Sicht selten eine so gute Migration gesehen - damals von hitmeister.de zu real.de. Hoffe das klappt auch von real.de zu kaufland.de? :)
Meine Gedanken zu der Übernahme:
Bisher ist die Schwarz-Gruppe (u.a. Lidl, Kaufland) nicht als digitales Powerhouse in Erscheinung getreten. Kaufland hat bisher keinen Shop. Die Website kaufland.de ist ein blätterbarer Katalog. In der Vergangenheit gab es bereits ein Lebensmittelgeschäft, welches vor einigen Jahren allerdings wieder aufgegeben wurde. Lidl verkauft unter lidl.de bisher nur Non-Food Produkte und bietet ergänzende Services an.
Um Lidl herum investieren viele Wettbewerber massiv, v.a. im Lebensmittelhandel. Lidl als Platzhirsch kann sich aus Risiko-Chancen-Betrachtung nicht leisten, nichts zu tun.
Im Mai diesen Jahres beteiligte sich die Schwarz Gruppe bereits am Softwareanbieter Cameo, nun folgt das erfahrene Digitalteam von real.de. Es würde mich nicht wundern, wenn wir Software von real.digital auch zukünftig woanders im Universum der Schwarz Gruppe sehen.
Lidl beschleunigt die Lernkurve massiv durch passende Zukäufe. Dies halte ich für einen sinnvollen Weg.
Mehr Infos: Golem, Handelsblatt
🎧 Podcast: Motley Food - Interview mit Shopify CEO Tobi Lutke
Die heutige Hörempfehlung ist der Podcast von Motley Fool von Anfang Juni. Spannend finde ich den Teil ab Minute 19:00, das Interview mit Tobi Lutke.
Plus, Motley Fool CEO Tom Gardner talks with Shopify CEO Tobi Lutke about the business of Shopify, the value of diversity, and the future of work.
Warum spannend?
Tobi spricht über seinen Blick auf die neue Arbeitswelt - Arbeit im Office, Remote Arbeit oder ein Hybrid Modell? Shopify hat sich für “Remote by default” entschieden. Warum erklärt er im Podcast?
Shopify möchte sich als Gegenpol zu Amazon aufstellen, quasi als Gewerkschaft der Händler, bei denen mehr als das konkrete Produkt zählt.
Die Kombination aus E-Commerce und aktuellen Themen rund um COVID-19 hat mir gut gefallen. Wer mehr zur Geschichte von Tobi Lutke hören möchte, dem sei auch der aktuelle OMR-Podcast empfohlen.
📚 Buchtipp: J.P.Morgan Documentary - How One Man Financed Amercia
Ok, genau genommen ist es eine Filmempfehlung. Wer sich für Wirtschaftsgeschichte und die Zusammenhänge der Wirtschaft interessiert, dem wir den YouTube-Kanal Business Casual sehr gefallen.
Im aktuellen Video zeichnen sie die Geschichte von John P. Morgan, sein Aufstieg zu einem der mächtigsten Männer Amerikas Anfang des Ende des 19 Jahrhundert. Es ist eine Zeit, in der das Wettbewerbsrecht quasi nicht existierte. J.P. Morgan konsolidierte die Eisenbahn-Industrie und half der US-Regierung zweimal aus der Patsche.
Das 40min Video ist sehr empfehlenswert und spannend erzählt. Sehempfehlung!
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Danke für den Support, einen tollen Tag - und natürlich: bleibt gesund!